Wellcome to the 10th anniversary of

Radio Apostrophe' 


 

10 Jahre Radio Apostrophe' – Die Geschichte hinter der Geschichte

Die eigene Radiostation war für mich ein Traum seit ich davon gehört hatte , das da in den späten Siebzigern ein paar verrückte Jungs und Mädels einen sogenannten „Piratensender“ gründeten . Ziel war es u.a. wohl , ein Medium zu haben um ihre politische Meinung frei kund tun zu  können , aber auch um der Belanglosigkeit in der musikalischen Auswahl der meisten Radiostationen dieser Welt den Kampf anzusagen .                    Im vordigitalen Zeitalter scheiterte mein wirklich engagiertes Vorhaben eines eigenen Senders schon alleine an dem schieren technischen Aufwand und natürlich auch am nicht Vorhandensein einer ausgedienten und bezahlbaren Ölbohrinsel in der Nordsee . Also stellte ich diesen Plan erst mal zurück …

Gott sei Dank hat Timothy John Berners-Lee 1989 das Weltweite Netz erfunden , sonst hätte ich vielleicht mein ursprüngliches Vorhaben komplett vergessen können . Leider kam er auch nicht unmittelbar danach auf mich zu , um mit mir zusammen endlich das umzusetzen , was mir schon so lange unter den Nägeln brennt; er arbeitete am CERN und hatte andere Dinge vor , als Radio zu machen . Ich habe mich damit abgefunden und habe gewartet .

Das Internet wuchs und gedieh , nicht immer unbedingt in die richtige Richtung , aber dafür schnell und wild und nahezu unkontrolierbar. Vieles veränderte sich , ein gewisser Herr Google hatte überaschend großen Erfolg mit seinem kleinen Helferlein. Nur ich hatte immer noch kein Radio , aber dafür eine mobile transportable Telefonzelle mit dem Namen Siemens S1.

Irgendwann war das mit dem Netz dann doch nicht mehr ganz so arges Neuland , zumindest für die meisten von uns (hüstel). Da drang es plötzlich bis in die Köpfe von einigen Musik-begeisterten , dazu noch schlauen und Technik-affinen Menschen durch, man könnte doch Radio -also digitales Radio , ohne die Bohrinsel-  zum Geschäftsmodell machen und tatsächlich damit Geld verdienen . Bäng ! -nein-  Big Bäng ! Kaum ist Geld im Spiel , schon geht was . Im Jahre des Herrn 2005 wurde in Konstanz das Unternehmen "Laut" gegründet und der potentielle Radiostationsbetreiber - so wie ich gerne einer sein werden würden möchte - hätte tatsächlich erstmals die Chance auf einen eigenen kostenfreien Live-Stream im Format MP3 mit einer Rate von 128 Kbit/s . Leider nicht für mich. Ich musste noch warten , aber das kannte ich ja schon seit 1979.

Denn ich wohnte - und tu das immer noch - in einem kleinen Dorf in der schwäbischen Provinz. Einem wunderschönen kleinen Dorf in der schwäbischen Provinz . Weit weg von der stressigen Stadt aber auch weit weg von der notwendigen Bandbreite , die ein solches Projekt benötigt. Es brauchte erst noch ein kleines mutiges Startup und die Unterstützung unseres unbeugsamen und örtlichen Stammeshäuptlings , die notwendigen technischen Voraussetzungen zu etablieren. Der Branchenriese in Magenta hat das kleine schwäbische Dorf lange links liegen lassen und uns dafür 4 befestigte Funktürme beschert ( die wir auch regelmäßig angreifen ...haha ) . Auf jeden Fall wäre ohne den Einsatz der oben Genannten ( Danke nochmal dafür ) wahrscheinlich heute noch nichts ... Und so wurde aus meinem Traum von 1979 dann doch noch sowas wie Realität !

Seit dem  25. Juli 2011  ist Apostrophe' nun "on Air" und "on Line"

Ursprünglich sollte Apostrophe' ja ein reiner „Tribute to Frank Zappa“-Kanal werden . Aber kann man eine 24/7-Nonstop-Station mit nur einem einzigen Künstler füllen , ohne das es auf Dauer langweilig wird ? Man kann schon ! Das heimische Archiv würde das hergeben , vor allem wenn man die unzähligen Coverprojekte , die über all die Jahre entstanden sind , mit dazu nimmt . In meinen Ohren ist es sicherlich keine Übertreibung, Frank Zappa's musikhistorische Bedeutung in einem Atemzug mit W.A.Mozart , Duke Ellington oder Bill Haley zu nennen . Seine stilbildenden Kompositionen sind bis heute wegweisend in der Entwicklung des Jazz und der neuen Musik . Und ob es dafür genügend Zielgruppe gab , war zumindest mir völlig egal , wen kümmert es bei einem solchen Projekt um Zielgruppe oder gar um Quoten .

Mir war das dann , trotz der unendlichen Wertschätzung für Frank's musikalisches Schaffen einfach noch zu wenig . Zu groß ist mein Interesse gleichermaßen an Jazz , sei es nun eher der traditionelleren Art , oder auch die ganz modernere Schiene . Ach ja , und dann gab's da auch noch Return To Forever , Yes , Gentle Giant und Mahavishnu und noch viele viele Regalmeter mehr … Oh mein Gott , jetzt hatte ich von 1979 bis 2011 wahrlich genügend Zeit , ein einheitliches musikalisches Konzept auszuarbeiten , und jetzt das . Ich hatte tatsächlich ein künstlerisches Überangebot und anscheinend auch keinen Plan .

Nach langem , sehr langem Nachdenken , dem einen oder anderen Glas Rotwein und ganz viel guter Musik habe ich mich fortan zu drei elementaren Eckpunkten , ja Grundfesten in der Konzeption meines Programms entschlossen und werde diese genau so umzusetzen :

§1 - Der Sender soll wachsen wie er will , langsam oder schnell , krumm oder gerade .

§2 - Wohin die Reise geht , ist letztendlich doch gar nicht so wichtig . Wichtig ist es , ehrlich zur Kunst zu sein und das es überhaupt eine Reise gibt .

§3 - Die Überraschung ist Teil des Konzepts und das ist Konzept genug.


Inzwischen , nach 10 Jahren des Wachsens , bewegt sich meine kleine feine Station stilistisch irgendwo auf der langen Straße des Jazzrock und des Fusion . An vielen Stellen zweigen kleine aber auch größere Wege ab. Sei es in die wundersame Welt des Beebop und des Cooljazz , seien es Ausflüge in all die Facetten der  progressive Rockmusik , in die Jam-Szene bis hin zu jazzorientierten Weltmusik („sage mir einer ein besseres Wort dafür , dann ändere ich es subito“). Schließlich und endlich findet man auf Apostrophe' all die phantastischen kleinen stilistischen Nischen , die oft so was von klein sind , das noch nicht einmal einen eigenen Namen haben. Das Instrument als solches und das musikalische Können stehen im Mittelpunkt . Genau so Menschen , die im Laufe ihres Lebens Musikgeschichte geschrieben haben , egal ob dabei eine zwanzig-bändige Enzyklopädie oder nur ein kurzer Gruß über den Gartenzaun raus kam . Wertschätzung wem Wertschätzung gebührt . Ach ja , und Spaß machen und unterhalten soll es natürlich auch ! Ich nenn so was Vielschichtigkeit , Phantasie , Toleranz und -zumindest für mich und mein künstlerisches Verständnis -auch ein wenig Humor. Alles Attribute , die in unserer schnelllebigen und gewinnorientierten Plastikmusik-Welt gänzlich abhanden gekommen sind.  

All das hört sich natürlich nicht unbedingt

nach einem massenkompatiblen Exkurs an ,

und das soll es auch nicht !

Wenn es ein Medium gibt , das es erlaubt , Orchidee auf einer Blumenwiese zu sein , dann ist es das weltweite Netz ! Der Name meiner kleinen feinen Radiostation sollte einerseits eine Hommage an den großen Meister sein , andererseits auch etwas mystisches geheimnisvolles und hinterfragendes repräsentieren, und so gab ich dem Kind  letztendlich den Namen Apostrophe' . Leider fiel das eigentliche Apostroph ( also das Satzzeichen ) der Tatsache zum Opfer , daß in einem Uniform Resource Locator ( URL ) keine Sonderzeichen wie ein ' Platz haben .

Schade ....